GEDULD
Ich wünschte, ich wäre geduldig. Wer geduldig ist, muss nicht viel nachdenken, sondern darf stattdessen warten. Man kann es auch glauben nennen. Wer nicht geduldig ist, fällt derweil schon vom Glauben ab, wenn sich dessen Erfüllung um 5 Minuten verspätet. Er beginnt zu zweifeln, und serviert sich selbst damit einen riesigen Haufen ungelöster Fragen. Wer an etwas glauben will, sollte also Geduld mitbringen. Die Erfüllung wartet auf den, der auf sie wartet. Oder?

Die Ungeduldigen werden sagen: „Was ist denn aber, wenn die Erfüllung am Nordpol auf mich wartet, und ich stehe mir am Südpol die Beine in den Bauch. Schiefer Glaube und stramme Geduld? Wie unergiebig. In solchem Fall darf man doch über jeden Zweifel dankbar sein, der einem in den Sinn rieselt und den Irrglauben vor Augen führt. Und wer trägt den Zweifel im Schnabel? Nein, nicht das Zwei-Fell-Küken, sondern die Ungeduld!“

So scheint auch die Ungeduld ihre Vorzüge zu haben – solange man sie nicht gegen sich selbst richtet. Bin ich mit mir selbst ungeduldig, dann heißt das, ich bin nie da, wo ich eigentlich schon sein sollte. Um ein halbwegs fotogenes Lächeln hinzubekommen, sollte ich aber vor allen Dingen eins sein: dort, wo ich gerade bin.

Der Geduldige ist hingegen immer da, wo er gerade sein sollte. Er hat dort schließlich seine Verabredung mit dem Schicksal. Von außen betrachtet wartet er zwar unter Umständen irgendwo ganz anders, als er glaubt, aber das macht ja nichts. Wer glaubt, macht auf diesem Weg den Südpol zum Nordpol. Wer hingegen zweifelt, pendelt hin und her. Wer geduldig wartet, kommt unter Umständen nicht viel herum, spart aber Reisekosten.

Der zufriedene Ungeduldige sollte auf seiner kostspieligen Suche also geduldig mit sich selbst sein. Oder seinen Zweifel zum Glauben ernennen. An den Zweifel zu glauben heißt ja auch, dass man nicht ausschließt, irgendwann mit dem Glauben anzufangen. Bis es soweit ist, muss man allerdings warten. Geduldig.

Da bleibt auch den ärmsten und ungeduldigsten Würstchen nichts anderes übrig.